Wahrscheinlichkeiten von Binomialverteilungen

Bernoulli-Formel anwenden

Lisa von OnMathe
two students high five

Einleitung

Stell dir vor, du wirfst viele Male eine Münze oder spielst mehrere Würfe mit einem Würfel. Vielleicht fragst du dich: „Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich genau k Treffer bekomme?“

In diesem Beitrag lernst du die Bernoulli-Formel kennen. Wir zeigen dir, wie sie aufgebaut ist und wie du sie richtig anwendest. Du lernst auch etwas über kumulierte Wahrscheinlichkeiten und wie du auch hier die Bernoulli-Formel nutzen kannst.

Merke
Bernoulli-Formel:
\( \displaystyle P(X = k) = \binom{{\textcolor{orange}{n}}}{{\textcolor{blue}{k}}} \cdot {\textcolor{green}{p}}^{\,{\textcolor{blue}{k}}} \cdot (1 - {\textcolor{green}{p}})^{\,{\textcolor{orange}{n}} - {\textcolor{blue}{k}}} \)
\( {\textcolor{orange}{n}} \): Anzahl der Versuche
\( {\textcolor{blue}{k}} \): gewünschte Trefferanzahl
\( {\textcolor{green}{p}} \): Trefferwahrscheinlichkeit

Das ist die Bernoulli-Formel. Sie verbindet drei wichtige Dinge:

  • Wie oft du den Versuch wiederholst (\(n\))
  • Wie viele Treffer du haben willst (\(k\))
  • Wie groß die Trefferwahrscheinlichkeit bei einem einzelnen Versuch ist (\(p\))

Einleitung

Stell dir vor, du wirfst viele Male eine Münze oder spielst mehrere Würfe mit einem Würfel. Vielleicht fragst du dich: „Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich genau k Treffer bekomme?“

In diesem Beitrag lernst du die Bernoulli-Formel kennen. Wir zeigen dir, wie sie aufgebaut ist und wie du sie richtig anwendest. Du lernst auch etwas über kumulierte Wahrscheinlichkeiten und wie du auch hier die Bernoulli-Formel nutzen kannst.

Merke
Bernoulli-Formel:
\( \displaystyle P(X = k) = \binom{{\textcolor{orange}{n}}}{{\textcolor{blue}{k}}} \cdot {\textcolor{green}{p}}^{\,{\textcolor{blue}{k}}} \cdot (1 - {\textcolor{green}{p}})^{\,{\textcolor{orange}{n}} - {\textcolor{blue}{k}}} \)
\( {\textcolor{orange}{n}} \): Anzahl der Versuche
\( {\textcolor{blue}{k}} \): gewünschte Trefferanzahl
\( {\textcolor{green}{p}} \): Trefferwahrscheinlichkeit

Das ist die Bernoulli-Formel. Sie verbindet drei wichtige Dinge:

  • Wie oft du den Versuch wiederholst (\(n\))
  • Wie viele Treffer du haben willst (\(k\))
  • Wie groß die Trefferwahrscheinlichkeit bei einem einzelnen Versuch ist (\(p\))

Die Bernoulli-Formel

Wir schauen uns an zwei Beispielen an, wie man die Bernoulli-Formel nutzt, um einfache Wahrscheinlichkeiten zu berechnen.

Beispiel 1
Ein Würfel wird \( \textcolor{orange}{6} \) Mal geworfen.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass genau \( \textcolor{blue}{3} \) Mal eine Sechs erscheint?

Als erstes filtern wir alle wichtigen Informationen aus dem Text heraus:

\( \textcolor{orange}{n} \): Anzahl der Versuche
\( \textcolor{blue}{k} \): gewünschte Trefferanzahl
\( \textcolor{green}{p} \): Trefferwahrscheinlichkeit
  • Der Würfel wird 6 Mal geworfen → \( \textcolor{orange}{n=6} \)
  • Die Wahrscheinlichkeit für eine Sechs bei einem Wurf ist → \( \textcolor{green}{p=\tfrac{1}{6}} \)
  • Gesucht ist die Wahrscheinlichkeit für genau 3 Sechsen → \( \textcolor{blue}{k=3} \)
\( \textcolor{orange}{n = 6} \)
\( \textcolor{green}{p = \tfrac{1}{6}} \)
\( \textcolor{blue}{k = 3} \)

Als nächstes setzen wir die Werte in die Bernoulli-Formel ein:

\( \displaystyle P(X=\textcolor{blue}{k})=\binom{\textcolor{orange}{n}}{\textcolor{blue}{k}} \cdot (\textcolor{green}{p})^{\textcolor{blue}{k}} \cdot (1-\textcolor{green}{p})^{\textcolor{orange}{n}-\textcolor{blue}{k}} \)
\( \displaystyle P(X=\textcolor{blue}{3})=\binom{\textcolor{orange}{6}}{\textcolor{blue}{3}} \cdot (\textcolor{green}{\tfrac{1}{6}})^{\textcolor{blue}{3}}\cdot (1-\textcolor{green}{\tfrac{1}{6}})^{\textcolor{orange}{6}-\textcolor{blue}{3}} \)

Nun berechnen wir Schritt für Schritt:

\( \displaystyle \binom{\textcolor{orange}{6}}{\textcolor{blue}{3}} = 20 \)
\( \left(\dfrac{1}{6}\right)^{\textcolor{blue}{3}} = \dfrac{1}{216} \)
\( 1 - \dfrac{1}{6} = \dfrac{5}{6} \;\;\Rightarrow\;\; \)\( \left(\dfrac{5}{6}\right)^{\textcolor{orange}{6}-\textcolor{blue}{3}} = \left(\dfrac{5}{6}\right)^{3} = \dfrac{125}{216} \)
\( →\; P(X=\textcolor{blue}{3}) = 20 \cdot \dfrac{1}{216} \cdot \dfrac{125}{216} \)\( = \dfrac{2500}{46656} \approx 0{,}0536 \)

Das bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit, dass bei \( \textcolor{orange}{6} \) Würfen genau \( \textcolor{blue}{3} \) Sechsen fallen, liegt bei etwa 5,36 %.

Wir betrachten ein weiteres Beispiel:

Beispiel 2
Ein Schüler beantwortet \( \textcolor{orange}{4} \) Quizfragen.
Die Wahrscheinlichkeit, eine Frage richtig zu beantworten, beträgt \( \textcolor{green}{70\%} \).
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass er genau \( \textcolor{blue}{3} \) Fragen richtig beantwortet?

Wir filtern die wichtigen Informationen heraus:

\( \textcolor{orange}{n = 4} \) (Anzahl der Versuche)
\( \textcolor{blue}{k = 3} \) (gewünschte Trefferanzahl)
\( \textcolor{green}{p = 0,7} \) (Trefferwahrscheinlichkeit)

Nun setzen wir in die Bernoulli-Formel ein:

\( \displaystyle P(X=\textcolor{blue}{k}) \;=\; \binom{\textcolor{orange}{n}}{\textcolor{blue}{k}} \cdot (\textcolor{green}{p})^{\textcolor{blue}{k}} \cdot (1-\textcolor{green}{p})^{\textcolor{orange}{n}-\textcolor{blue}{k}} \)
\( P(X=\textcolor{blue}{3}) \) \(\displaystyle \;=\; \binom{\textcolor{orange}{4}}{\textcolor{blue}{3}} \cdot (\textcolor{green}{0,7})^{\textcolor{blue}{3}} \cdot (1-\textcolor{green}{0,7})^{\textcolor{orange}{4}-\textcolor{blue}{3}} \)
\( \displaystyle =\; \binom{\textcolor{orange}{4}}{\textcolor{blue}{3}} \cdot (\textcolor{green}{0,7})^{\textcolor{blue}{3}} \cdot (\textcolor{green}{0,3})^{\textcolor{blue}{1}} \)

Schrittweise berechnen:

\( \displaystyle \binom{\textcolor{orange}{4}}{\textcolor{blue}{3}} = 4 \)
\( (\textcolor{green}{0,7})^{\textcolor{blue}{3}} = 0{,}343 \)
\( (\textcolor{green}{0,3})^{\textcolor{blue}{1}} = 0{,}3 \)
\( \Rightarrow\; P(X=\textcolor{blue}{3}) = 4 \cdot 0{,}343 \cdot 0{,}3 \) \( = 0{,}4116 \)

Das bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit, bei \( \textcolor{orange}{4} \) Fragen genau \( \textcolor{blue}{3} \) richtige Antworten zu haben, beträgt etwa 41,2 %.

Tipps & Tricks
  • Immer zuerst die Werte \( \textcolor{orange}{n}, \textcolor{blue}{k}, \textcolor{green}{p} \) aus dem Text bestimmen.
  • Den Binomialkoeffizienten \( \displaystyle \binom{\textcolor{orange}{n}}{\textcolor{blue}{k}} \) mit der Taste nCr am Taschenrechner berechnen.
  • Die Gegenwahrscheinlichkeit nicht vergessen: \( 1 - \textcolor{green}{p} \).
  • Dezimalwerte am Ende sinnvoll runden (z. B. auf 3 Nachkommastellen) oder als Prozentwert angeben.

Was ist eine Bernoulli-Kette?

Die Bernoulli-Formel darfst du nur anwenden, wenn du eine binomialverteilte Zufallsgröße vor dir hast. Das bedeutet: Du wiederholst ein Bernoulli-Experiment mehrere Male – und zählst, wie oft ein Treffer vorkommt.

Doch machen wir uns zunächst noch einmal klar, was eigentlich ein Bernoulli-Experiment ist.

Ein Bernoulli-Experiment ist ein Zufallsversuch mit genau zwei möglichen Ergebnissen: Treffer oder kein Treffer. Ein Münzwurf, bei dem „Kopf“ als Treffer gilt, ist ein einfaches Beispiel dafür.

Merke
  • Genau zwei Ergebnisse: Treffer oder kein Treffer.
  • Die Trefferwahrscheinlichkeit \( \textcolor{green}{p} \) ist bekannt und bleibt gleich.

Doch nur selten wird ein Versuch bloß einmal durchgeführt.
Wiederholt man ein Bernoulli-Experiment mehrfach und lässt dabei alle Bedingungen gleich, bekommt man eine Bernoulli-Kette.

Merke
Eine Bernoulli-Kette besteht aus \( \textcolor{orange}{n} \) gleichartigen, unabhängigen Bernoulli-Experimenten.
In jedem dieser Experimente bleibt die Trefferwahrscheinlichkeit \( \textcolor{green}{p} \) gleich.
Die Reihenfolge oder auch Positionen, der Treffer im Versuch kommen ist nicht wichtig.

Wir schauen und an einem Beispiel an, wie aus einem Bernoulli-Experiment eine Bernoulli-Kette entsteht.

Bernoulli-Experiment
Du wirfst eine Münze. Treffer ist: Es kommt Kopf.
Das ist ein Bernoulli-Experiment: zwei mögliche Ergebnisse (Kopf oder Zahl), und der Treffer ist klar definiert. Die Wahrscheinlichkeit für einen Treffer ist immer gleich.

Jetzt werfen wir die Münze nicht nur einmal, sondern mehrmals hintereinander.

Bernoulli-Kette
Du wirfst die Münze \( \textcolor{orange}{10} \) Mal. Jedes Mal gilt: Treffer ist „Kopf“.
Auch, wenn wir die Münze mehrmals hintereinander werfen, bleibt es bei zwei möglichen Ergebnissen...
Treffer: Kopf
Kein Treffer: Zahl

...und ganz egal wie oft wir die Münze werfen, die Wahrscheinlichkeit für einen Treffer bleibt immer gleich.

Trefferwahrscheinlichkeit: \( \textcolor{green}{p = 0{,}5} \)

Der Münzwurf ist ein Bernoulli-Experiment. Dieses Bernoulli-Experiment haben wir nun mehrmals hintereinander ausgeführt. Dabei bleiben alle Bedingungen gleich. Ganz egal, wie oft wir die Münze werfen, Treffer ist immer Kopf, die Trefferwahrscheinlichkeit bleibt immer \( \textcolor{green}{p = 0{,}5} \). Es ist eine Bernoulli-Kette entstanden.

Die Parameter \( \textcolor{orange}{n} \) und \( \textcolor{green}{p} \) können wir nutzen, um für jede beliebige Trefferzahl die Wahrscheinlichkeit zu bestimmen.

Schauen wir uns ein konkretes Beispiel an:

Beispiel
Eine Münze wird \( \textcolor{orange}{10} \) Mal geworfen. Treffer: Es kommt Kopf.
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass genau \( \textcolor{blue}{4} \) Mal Kopf fällt?

Wir lesen die Anzahl der Versuche n, die Trefferwahrscheinlichkeit p und die Anzahl der Treffer k aus der Aufgabe ab.

\( \textcolor{orange}{n = 10} \)
\( \textcolor{green}{p = 0{,}5} \)
\( \textcolor{blue}{k = 4} \)

Jetzt setzen wir die Werte in die Bernoulli-Formel ein...

\( \displaystyle P(X = \textcolor{blue}{k}) = \binom{\textcolor{orange}{n}}{\textcolor{blue}{k}} \cdot \textcolor{green}{p}^{\textcolor{blue}{k}} \cdot (1 - \textcolor{green}{p})^{\textcolor{orange}{n} - \textcolor{blue}{k}} \)
\( \displaystyle P(X = \textcolor{blue}{4})\) \( \displaystyle = \binom{\textcolor{orange}{10}}{\textcolor{blue}{4}} \cdot \textcolor{green}{0{,}5}^{\textcolor{blue}{4}} \cdot (1 - \textcolor{green}{0{,}5})^{\textcolor{orange}{10} - \textcolor{blue}{4}} \)

... und berechnen den Wert mit dem Taschenrechner.

\( \displaystyle P(X = \textcolor{blue}{4}) = 210 \cdot 0{,}0625 \cdot 0{,}015625 \)
\( \displaystyle P(X = \textcolor{blue}{4}) \approx 0{,}205 \)

Die Wahrscheinlichkeit, bei \( \textcolor{orange}{10} \) Würfen genau \( \textcolor{blue}{4} \) Treffer zu erzielen, beträgt etwa \( \textcolor{midnightblue}{20{,}5\%} \).

Genauso könntest du auch berechnen, wie wahrscheinlich es ist, genau 3 Mal oder genau 8 Mal Kopf zu werfen – oder jede andere mögliche Trefferzahl zwischen 0 und 10. Es ändert sich dabei immer nur der Wert von \( \textcolor{blue}{k} \), denn \( \textcolor{blue}{k} \) steht für die Trefferanzahl.

Merke
Ein einzelner Münzwurf = Bernoulli-Experiment
Mehrere Würfe unter gleichen Bedingungen = Bernoulli-Kette
Wichtig
Ein einzelnes Bernoulli-Experiment hat genau zwei mögliche Ergebnisse: Treffer oder kein Treffer.
Wenn du ein solches Experiment mehrmals unter denselben Bedingungen durchführst, erhälst du eine Bernoulli-Kette.
Wichtig: Die Trefferwahrscheinlichkeit \( \textcolor{green}{p} \) muss bei jedem einzelnen Versuch gleich bleiben und die Reihenfolge der Treffer ist beliebig

Bernoulli-Ketten erkennen

Bevor du die Bernoulli-Formel verwendest, schau dir genau an, ob es wirklich eine Bernoulli-Kette ist. Nur dann darfst du die Formel benutzen!

Merke
Bedingungen für eine Bernoulli-Kette:
  • Ein einzelner Versuch ist ein Bernoulli-Experiment
  • Die Versuche werden mehrfach unter gleichen Bedingungen durchgeführt
  • Alle Versuche sind unabhängig voneinander
  • Die Trefferwahrscheinlichkeit bleibt in jedem Versuch gleich
  • Die Position der Treffer in der Kette ist beliebig

Schauen wir uns vier Situationen an und entscheiden, ob es sich um eine Bernoulli-Kette handelt oder nicht.

Beispiel 1
Du wirfst eine Münze 8 Mal. Treffer ist: Es kommt Kopf.
  • Ein einzelner Münzwurf mit „Kopf = Treffer“ ist ein Bernoulli-Experiment
  • Der Versuch wird mehrfach durchgeführt: 8 Würfe
  • Jeder Wurf ist unabhängig vom vorherigen
  • Die Trefferwahrscheinlichkeit bleibt konstant: \( \textcolor{green}{p = 0{,}5} \)
→ Es handelt sich um eine Bernoulli-Kette.
Beispiel 2
Du ziehst 6 Kugeln nacheinander ohne Zurücklegen aus einer Urne. Treffer ist: Die Kugel ist rot.
  • Ein einzelner Zug mit „rot = Treffer“ ist ein Bernoulli-Experiment
  • Der Versuch wird mehrfach durchgeführt: 6 Ziehungen
  • Da wir ohne Zurücklegen spielen, sind die einzelnen Ziehungen sind nicht unabhängig
  • Die Trefferwahrscheinlichkeit ändert sich bei jedem Zug
→ Es handelt sich nicht um eine Bernoulli-Kette.
Gewusst?
Unabhängig bedeutet:
Was beim ersten Versuch passiert, hat keinen Einfluss auf den nächsten Versuch.
Beispiel: Du wirfst mehrmals eine Münze. Ob beim ersten Wurf „Kopf“ kommt, ändert nichts an der Wahrscheinlichkeit beim zweiten Wurf.
Beispiel 3
Ein Schüler beantwortet 10 Quizfragen. Für jede Frage bekommt er zwei Antwortmöglichkeiten.
Treffer ist: Die Antwort ist richtig.
  • Eine einzelne Frage mit „richtig = Treffer“ ist ein Bernoulli-Experiment
  • Der Versuch wird mehrfach durchgeführt: 10 Fragen
  • Die Antworten sind unabhängig voneinander
  • Die Trefferwahrscheinlichkeit bleibt konstant
→ Es handelt sich um eine Bernoulli-Kette.
Beispiel 4
Du misst morgens an 7 Tagen die Außentemperatur. Treffer ist: Die Temperatur ist über 10 °C.
  • Einzelne Messung mit „über 10 °C = Treffer“ ist kein klares Bernoulli-Experiment
  • Der Versuch wird mehrfach durchgeführt: 7 Messungen
  • Die Messungen sind nicht unabhängig – sie hängen oft vom Wetter der Vortage ab
  • Die Trefferwahrscheinlichkeit kann sich ändern, z. B. bei Wetterumschwung
→ Es handelt sich nicht um eine Bernoulli-Kette.
Wichtig
Eine Bernoulli-Kette liegt nur dann vor, wenn alle Versuche unabhängig sind, genau zwei mögliche Ergebnisse haben und die Trefferwahrscheinlichkeit \( \textcolor{green}{p} \) immer gleich bleibt.

Kumulierte Wahrscheinlichkeiten mit dem Gegenereignis

Manchmal bietet es sich an, das Gegenereignis zu betrachten. Das ist vor allem dann clever, wenn du sonst sehr viele Einzelwahrscheinlichkeiten addieren müsstest. Statt die gewünschten Wahrscheinlichkeiten direkt aufzusummieren, kannst du die Wahrscheinlichkeit des „anderen“ Ereignisses berechnen und von \( 1 \) abziehen.

Beispiel
Eine Münze wird \( {\textcolor{orange}{10}} \)-mal geworfen.
Ein Treffer ist: Kopf.
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, mindestens \( {\textcolor{blue}{3}} \) Treffer zu erzielen?

Wir könnten jetzt die Wahrscheinlichkeiten für genau 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 und 10 Treffern addieren. Das wäre allerdings verdammt viel Arbeit. Schneller geht es aber mit dem Gegenereignis. Das bedeutet, wir berechnen das, was nicht passieren soll und kehren es dann um:

„Mindestens 3 Treffer“ = nicht „höchstens 2 Treffer“
\( P(X \geq 3) = {\textcolor{orangered}{1}} - P(X \leq 2) \)

Die rote \( {\textcolor{orangered}{1}} \) steht für die Gesamtwahrscheinlichkeit.
Die Wahrscheinlichkeiten aller einzelnen Ereignisse eines Experimentes ergeben in Summe immer 1. Um das Eregnis zu bestimmen müssen wir also das Gegenereignis vom Gesamten subtrahieren.

\( \textsf{Ereignis} = \textsf{Gesamtwahrscheinlichkeit } {\textcolor{orangered}{1}} \;-\; \textsf{Gegenereignis} \)
Wir brechnen jetzt die Wahrscheinlichkeit für 0, 1 und 2 Treffer mit der Bernoulli-Formel...
\( \displaystyle P(0) = \binom{{\textcolor{orange}{5}}}{0}\!\cdot\!({\textcolor{green}{0{,}5}})^{0}\!\cdot\!(1-{\textcolor{green}{0{,}5}})^{\textcolor{orange}{5}} \) \( = \left(\tfrac{1}{2}\right)^{5} = \dfrac{1}{32} \approx 0{,}03125 \)
\( \displaystyle P(1) = \binom{{\textcolor{orange}{5}}}{1}\!\cdot\!({\textcolor{green}{0{,}5}})^{1}\!\cdot\!(1-{\textcolor{green}{0{,}5}})^{\textcolor{orange}{4}} \) \(= 5\!\cdot\!\left(\tfrac{1}{2}\right)^{5} = \dfrac{5}{32} \approx 0{,}15625 \)
\( \displaystyle P(2) = \binom{{\textcolor{orange}{5}}}{2}\!\cdot\!({\textcolor{green}{0{,}5}})^{2}\!\cdot\!(1-{\textcolor{green}{0{,}5}})^{\textcolor{orange}{3}} \) \( = 10\!\cdot\!\left(\tfrac{1}{2}\right)^{5} = \dfrac{10}{32} = 0{,}3125 \)
...addieren diese...
\( P(X \le 2) = P(0)+P(1)+P(2) \) \( = \dfrac{1+5+10}{32} = \dfrac{16}{32} = 0{,}5 \)
...und ziehen das Ergebnis von 1 ab.
\( P(X \ge 3) = {\textcolor{orangered}{1}} - P(X \le 2) \) \( = {\textcolor{orangered}{1}} - 0{,}5 = 0{,}5 \)
Merke
  • Gegenereignis denken: Statt alle passenden Fälle einzeln zu rechnen, nimm das, was nicht passieren soll, und zieh es von der Gesamtwahrscheinlichkeit \( {\textcolor{orangered}{1}} \) ab.
  • Warum klappt das? Alle möglichen Ergebnisse zusammen ergeben immer 1. Wenn du den „anderen Teil“ kennst, bleibt der gesuchte Rest übrig.
  • Wann ist das schlau? Wenn du sonst sehr viele Einzelwahrscheinlichkeiten addieren müsstest (z. B. „mindestens 3“ statt „genau 3, 4, 5, …“).
  • So gehst du vor: Unerwünschte Fälle gedanklich sammeln → deren Wahrscheinlichkeiten berechnen und addieren → von \( {\textcolor{orangered}{1}} \) abziehen.

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Übungen

Bestimme die kumulierten Wahrscheinlichkeit

Eine Spielerin trifft jeden Freiwurf mit Wahrscheinlichkeit \( {\textcolor{green}{p}=0,7} \). Sie wirft \( {\textcolor{orange}{n}=8} \)-mal.
(a) Bestimme die Wahrscheinlichkeit für höchstens 5 Treffer.
(b) Bestimme die Wahrscheinlichkeit für mindestens 6 Treffer.

Lösung

(a) \(P(X\leq {\textcolor{blue}{5}})= 0,4482\).
(b) \(P(X\geq {\textcolor{blue}{6}}) \) \( =1-P(X\leq {\textcolor{blue}{5}})=0,5518\)

In einer Produktion ist die Ausschuss-Wahrscheinlichkeit pro Teil \( {\textcolor{green}{p}=0,1} \). Es werden \( {\textcolor{orange}{n}=20} \) Teile geprüft.
(a) Bestimme die Wahrscheinlichkeit für höchstens 2 Ausschussteile.
(b) Bestimme die Wahrscheinlichkeit, dass zwischen \( {\textcolor{blue}{3}} \) und \( {\textcolor{blue}{6}} \) Ausschussteile auftreten.

Lösung

(a) \(P(X\leq {\textcolor{blue}{2}})= 0,6769\).
(b) \(P(3\leq X\leq 6)= 0,3207\).

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in unseren FAQs

1. Was bedeutet „kumulierte Wahrscheinlichkeit“?

Das ist die Wahrscheinlichkeit, dass höchstens eine bestimmte Anzahl Treffer eintritt. Man zählt also alle Fälle von 0 bis zu dieser Zahl zusammen.

2. Wie berechne ich „mindestens k Treffer“?

Immer dann, wenn ein Zufallsexperiment viele Wiederholungen mit genau zwei möglichen Ergebnissen („Treffer“ oder „kein Treffer“) hat – zum Beispiel beim Würfeln, Raten oder bei Qualitätskontrollen.

3. Was ist der Unterschied zwischen Bernoulli-Formel und Binomialverteilung?

Die Bernoulli-Formel ist die Rechenvorschrift, und die Binomialverteilung ist das Modell, das alle Wahrscheinlichkeiten für die Trefferanzahl beschreibt.

4. Wann brauche ich die Bernoulli-Formel?

Immer dann, wenn ein Zufallsexperiment viele Wiederholungen mit genau zwei möglichen Ergebnissen („Treffer“ oder „kein Treffer“) hat – zum Beispiel beim Würfeln, Raten oder bei Qualitätskontrollen.

5. Warum ist das Gegenereignis oft einfacher?

Weil es manchmal viel weniger Fälle sind. Statt viele Wahrscheinlichkeiten zusammenzuzählen, reicht oft nur eine einzige Rechnung: 1 minus das, was man nicht will.

Vertiefung

Weiterführende Informationen

Bernoulli-Formel als Werkzeug

Die Bernoulli-Formel anwenden bedeutet, Wahrscheinlichkeiten in wiederholten Zufallsexperimenten gezielt zu berechnen. Sie ist ein Werkzeug, um Trefferzahlen vorherzusagen und Entscheidungen mit mathematischer Sicherheit zu stützen. Ob beim Basketball, bei Testsituationen oder in der Qualitätskontrolle – die Bernoulli-Formel anwenden erleichtert die Arbeit enorm.

Was ist die Bernoulli-Formel?

Die Bernoulli-Formel ist eine Rechenregel für Experimente, die nur zwei mögliche Ergebnisse haben: Treffer oder Nichttreffer. Wer die Bernoulli-Formel anwenden kann, ermittelt schnell die Wahrscheinlichkeit für genau k Treffer in n Versuchen. Damit spart man sich aufwendige Baumdiagramme.

Mathematische Bedeutung

Die Bernoulli-Formel anwenden heißt, mit der Binomialverteilung zu rechnen. Sie verbindet Kombinatorik mit Wahrscheinlichkeitsrechnung und bildet die Grundlage für viele weitere Themen. Besonders wichtig ist sie, weil man auch kumulierte Wahrscheinlichkeiten bestimmen kann. Ohne die Bernoulli-Formel anwenden zu können, wäre ein präzises Arbeiten in Statistik und Stochastik kaum möglich.

Moderne Anwendung

In der Praxis muss man die Bernoulli-Formel anwenden, wenn es um Risikoabschätzungen, Qualitätsprüfungen oder Prognosen geht. Computer und Taschenrechner berechnen Summen in Sekunden, aber das Verständnis der Bernoulli-Formel bleibt entscheidend. Ob bei medizinischen Tests, in der Industrie oder beim Kartenspiel – die Bernoulli-Formel anwenden ist ein modernes Hilfsmittel, das Mathematik lebendig macht.

Typische Fehler und Lerntipps

Ein häufiger Fehler beim Bernoulli-Formel anwenden ist, das Gegenereignis zu vergessen. Viele Schüler rechnen lange Summen, obwohl 1 minus das Gegenereignis viel schneller wäre. Auch wird oft übersehen, ob „höchstens“ oder „mindestens“ gefragt ist. Mein Tipp: Schreibe die Fragestellung in eigenen Worten auf und prüfe, ob es um eine einzelne Wahrscheinlichkeit oder eine kumulierte geht. Außerdem lohnt es sich, beim Bernoulli-Formel anwenden regelmäßig den Taschenrechnerbefehl binomCDF zu üben.

Ursprung und Entwicklung

Die Bernoulli-Formel geht auf Jakob Bernoulli zurück, der sich schon im 17. Jahrhundert mit Zufallsexperimenten beschäftigte. Die Idee, Wahrscheinlichkeiten systematisch zu berechnen, war damals revolutionär. Heute ist das Bernoulli-Prinzip die Grundlage der Binomialverteilung und wird weltweit in Schule, Statistik und Forschung eingesetzt.